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Alternativer Umgang mit 'beleidigt sein'
sich gekränkt, oder angegriffen fühlen

Diesen Gemütszustand kennt glaube ich jeder, entweder von der einen, oder anderen Seite. Auch ich habe mal gelernt, das beleidigte Sein einzusetzen (durch Schweigen/einsilbige Antworten, ignorieren von Wünschen/Blickkontakten, Verweigerungen aller Art usw.), um meiner Verletztheit Ausdruck zu verleihen, mich zu rächen (es heimzuzahlen) und natürlich als Erziehungsmaßnahme *Erinnerungskicher*. Dieses 'Spiel' beendete ich erst, als ich für mich beschlossen hatte, mit meinem Leiden aufzuhören. Es hilft, dem Gegenüber die Verletztheit (und Verletzlichkeit) mitzuteilen und dabei z.B. Missverständnisse aufzuklären. Ebenso hilfreich ist es, die eigenen Unsicherheiten durch Vertrauen und Selbstwert (siehe auch 'Ich liebe mich') auszutauschen. In diesem Text geht es mir darum, Alternativen aufzuzeigen, die nach meiner Erfahrung interessantes 'Anderes' hervorbringen...

Gaaanz wichtiger Hinweis: um mich beleidigt zu fühlen, muss ich das Wort (oder die eingesetzte Mimik, Gestik, oder Betonung) bereits kennen und für mich bewertet haben!

Die oft vertretene Meinung, mit dem Bewerten aufzuhören, teile ich inzwischen so nicht mehr. Denn, als ich das umsetzte bemerkte ich, dass ich mich damit selbst verletzt habe (z.B. "huch, ich habe wieder...", "ich darf doch nicht...", "Mensch, bin ich nicht in der Lage damit aufzuhören?" usw.). Mein Lösungsansatz liegt darin, mich geschehen zu lassen; d.h. hemmungslos zu urteilen und zu bewerten und mich danach liebevoll mit allem zu versorgen, was ich gerade brauche, bis ich das Bewertete und Beurteilte aus anderen Perspektiven betrachten kann. Genau darum geht es mir auch hier...

Also, sagt mir jemand, ich sei eine 'Lastro', lässt mich das kalt, weil ich das Wort nicht kenne. Sagt jemand zu mir 'Mimose', dann verbinde ich damit etwas gelerntes und reagiere...
Sobald diese Erkenntnis 'Dein Herz' (im Sinne von: Deine 'Verteilerstation' des Seins) erreicht und von Deinem augenblicklich gewählten Sein bejaht werden kann, wirkt sich das dadurch aus, dass Du als Beleidigte/r fragen kannst: "wie meinst Du das?", oder "was verbindest Du damit?". Das gelingt Dir immer leichter, weil Du durch den AHA-Effekt verinnerlicht hast bei Dir zu bleiben und trotz Deiner Emotionen/Gedanken frei agieren zu können...


Die Seite vom 'Beleidiger': Nervt es Dich, ein eingeschnapptes/schmollendes Gegenüber zu haben? Kommt eine Entschuldigung für Dich überhaupt nicht in frage, dann ist Dir die Authentizität, oder Dein Ausdruck der Wahrhaftigkeit wichtig. Beispielsweise mit dem Argument "das habe ich aber so empfunden, also kann ich das nicht zurücknehmen". Hier kann das Entkoppeln des persönlichen Bezuges helfen. Damit meine ich, die Situation neutral zu betrachten. Mich dabei atmend zu zentrieren, meine Wahrnehmung zu beobachten, vielleicht sogar Parallelen zu bereits durchlebtem erkennen und dann zu separieren: ja, das Verhalten meines Gegenüber empfinde ich als '...' (z.B. Mimose, beleidigt sein) und ja, so hat sich früher immer 'XY' verhalten. Also könnte das, was in mir jetzt diese Empfindung ausgelöst hat, auch gar nichts mit dieser Person zu tun haben. Ich kann jetzt entscheiden, ob ich auf dem Gesagten beharren will, obwohl es mein Gegenüber verletzt, oder in die Sachlichkeit (neutrale Perspektive) gehe und dadurch Mitgefühl ausdrücken kann. Das könnte sich dann z.B. so anhören: "Ich habe erkannt (oder gehört, oder begriffen u.ä.), dass Dich meine Aussage verletzt hat. Du hast mein Mitgefühl. Auf mich hat Dein Verhalten eben wie '...' (z.B. bei einer Mimose, oder beleidigt) gewirkt. Das bedeutet nicht, das Du Dich tatsächlich so verhalten hast. Besonders auch deshalb, weil Du mir mitgeteilt hast, das Du dies anders empfindest. Dein Verhalten kann in mir eine Erinnerung ausgelöst haben, die nichts mit Dir zu tun hat." Mit dieser Aussage entsteht die Möglichkeit, dass Du die Situation jetzt aus einer 'höheren Position aus' siehst und sich der Andere in seinem Ausdruck von Dir angenommen fühlt.

Nun die Seite vom 'Beleidigten': ja, Du begehrst mit aller Macht auf, in Dir toben die Emotionen. 
Du fühlst Dich jetzt ungerecht behandelt. Du meinst verurteilt worden zu sein. Du befürchtest, das dieses Urteil wie ein Stempel (oder Schublade) genutzt wird, dies ein Nachteil für Dich bedeutet und sich das nie wieder ändert. Du fühlst deshalb Verzweiflung und Ohnmacht gepaart mit Enttäuschungen, auch weil sich der Andere weigert, Deine Sichtweise anzunehmen (Dich durch Deine Augen zu 'sehen'), und vielleicht fehlen Dir auch die Worte, Deinem Gegenüber zu verdeutlichen, wie sehr Du seine Entschuldigung jetzt brauchst, um in Dir wieder das Gleichgewicht zu finden...
Lass uns einen Weg gehen, der in Dir den Ausgleich herstellen kann, auch ohne die erlösenden Worte von Deinem Gegenüber:
Je heftiger Deine Emotionen, oder Dein verletzt sein, desto mehr lehnst Du diese 'übergestülpte Rolle' ab. Du hast einen guten Grund dafür. Diesen zu ergründen kann wichtig sein. Glaube an Dich, er zeigt sich Dir genau dann durch ein AHA-Erlebnis. Hier biete ich Dir jetzt ein Abenteuer an - etwas ganz anderes, als Du bisher gelebt hast:
'Dreh den Spieß um' - nimm die angebotene Rolle der Mimose, oder des Beleidigten für Dich jetzt an. Beobachte, was das mit Dir macht (welche Gefühle steigen auf, welche Gedanken bewegen Dich usw.). Gehe evtl. spielerisch noch tiefer hinein und übertreibe die Mimose, oder spiele und sei 'die beleidigte Leberwurst'. Lebe all das aus, was in Deinen Augen ein 'no go' hat, Du also irgendwann 'gelernt' hast, dass dies ganz und gar verpönt ist. Beobachte dabei auch Dein Gegenüber...
Mit dieser Entscheidung übernimmst Du wieder das Agieren. Du lernst das, was dieses Thema in Dir bewegt, kennen. Es entsteht die Möglichkeit, den Aspekt der Mimose/des Beleidigten in Dir zu heilen (weil Du ihn bewusst annimmst, anstatt ihn abzulehnen) und das große Thema 'was ein anderer über mich denkt, das bin ich' ein Stück weit loszulassen.


Ja, das ist sicherlich etwas Neues für Dich und Du wirst dadurch Erfahrungen machen und Dich (das was Dich dabei bewegt) kennen lernen. Alles ist erlaubt und gewünscht. Das Extreme ebenso, wie das Gemäßigte - Du bist frei, diese Erfahrung zu gestalten, weil es nur Dich und Deine Welt betrifft. Alle Beteiligten leben in ihrer eigenen Welt. Du bildest mit ihnen zwar eine Schnittmenge an Situationen, wie die Anderen sie erfahren, bleibt Dir jedoch zum größten Teil verborgen. Deshalb ist es so wichtig, Dich auf Dich und Deine Welt zu zentrieren. Als Beleidigte/r geht es hier um Deine Unsicherheiten, Dein sich unterlegen fühlen, Deine Angst vor Ablehnung usw. - das ist wahrhaftig ausfüllend und genug - oder? Als Beleidiger/in geht es hier um Dein Recht, Dein Mitfühlen und worauf Du Deine Priorität beim Agieren setzt ...

Erinnere Dich, Du verantwortest das was Du bist zu jeder Zeit (bewusst und unbewusst). Das Außen unterliegt zwar auch Deiner Verantwortung, kommt jedoch nach Dir (damit meine ich, wie es Dir geht hat immer die erste Priorität). Das, was ich in den vielen Jahren, in denen ich mein Leiden beendet habe, gelernt und häufig erfahren habe lautet:
- befriede ich das, was ich in mir trage, dann begegnet mir ein friedliches Außen...
- gleiche ich in mir meine Emotionen aus, dann begegnen mir gutmütige und freundliche Menschen.
- erlange ich in mir eine freudvolle Stimmung, sehe ich lächelnde Gesichter.
- gelingt es mir in mich verliebt zu sein, sehe ich Menschen, die sich umarmen und sich miteinander wohl fühlen.
- bin ich für mich ok, habe Vertrauen in mich und glaube an das, was ich tue, wachsen mir Flügel und das Außen schenkt mir den Wind dazu...
- usw.
und gleichzeitig:
- begegnet mir im Außen etwas kämpferisches und löst in mir etwas aus, dann existiert das in mir und verlangt nach Beachtung.
- lässt einer an mir seine unausgeglichenen Emotionen aus und mich wirft das aus der Balance, dann kann ich dies nutzen, um in mir Heilung zu bewirken.
- begegnet mir Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt und mich regt das auf, dann sollte ich auf mich schauen und entdecken wollen, was ich mir selbst antue
- bezweifelt jemand meinen Ausdruck und ich zweifle dadurch an mir, steht bewusste Vertrauensarbeit für mich an.

Kurz gesagt, beschreibt dies meine andere Umgangsart des 'persönlich nehmens' (beleidigt sein, gekränkt/angegriffen fühlen). In jedem Moment des 'persönlich nehmens', kann ich die Gelegenheit nutzen, für mich da zu sein und mich um meine Bedürfnisse zu kümmern, mich zu versorgen und dadurch den Schmerz immer mehr zu verringern, bis ich die Auslöser in mir geheilt habe.

In dieser aktiven Zeit (vom Beenden von Schmerz und Leid) lauten die zentralen Fragen:
1) Sachliche Informationen: Was habe ich gerade erlebt? 
2) Emotionale Reaktionen: was bewirkt das heute in mir? Was macht das mit mir? 
3) Bewusste Entscheidung: wie will ich damit jetzt umgehen?

Viel Freude und AHA-Momente bei der Umsetzung *lächel*.

Herzlichst
Brigitte CH'AN*KA*RII