Hauptmenü
Der Nie-Wieder-Virus
Kurzbeschreibung:
Der Nie-Wieder-Virus verstärkt immens jede Illusion für das
Opfer-Empfinden. So wie ein Megaphon die Stimme verstärkt, so
intensiviert der Virus die Überzeugung 'im Recht' zu sein.
Praxisbeispiel:
Ich habe wieder eine schmerzvolle Situation erfahren, welche mich
unbewusst an mein 'gebrochenes Herz' erinnert. Groll, Zorn und manch
andere Emotion verlocken mich in die Opferhaltung zu gehen.
Blitzschnell laufen in mir Erklärungsmodelle und Zuordnungen ab (=
Interpretationen), woher dieser Schmerz kommt und wie ich mich
ausdrücken will. Hier ist das Wirkungsfeld vom Virus. Er verengt, wie
die Scheuklappen beim Pferd, den Blickwinkel auf die Opfer-Haltung, auf
das Persönlich-Nehmen und auf das Verletzt-Sein. Die Frage, wie ich
mich ausdrücken will, wird immer leiser und verstummt. Das fehlende
Fragen nach dem aktuellen Ausdruck führt dazu, dass ich die
Wahlmöglichkeit 'vergesse' und statt dessen die gewohnte Interpretation
immer mehr ausschmücke (z.B. Vorstellungen, Glaubenssätzen, weitere
Emotionen usw.). So vermehrt sich der Nie-Wieder-Virus und bei jeder
Wiederholung schwöre ich mir innerlich immer intensiver, dass ich alles
tun werde, um solche und ähnlichen Situationen zu vermeiden.
Klingt
vertraut? Ich will hier nicht auf die Auswirkungen der daraufhin
geführten Kriege (= Angriff und Verteidigung) eingehen, sondern den
gesamten Fokus auf das Wesentliche – 'die vergessene Wahlmöglichkeit
des Ausdruckes' (= Todesprogramm) richten.
Die Serie Kung Fu beinhaltet eine Szene, welche den Virus klar
erkennen lässt:
Zwei Jungen werden mit einem Karren auf den Markt geschickt. Auf dem
Weg begegnen sie einem alten Mann, der sie vor Dieben warnt und ihnen
einen anderen Weg weist. Auf diesem Weg werden die Jungen überfallen.
Zurück im Kloster befragt ein Mönch die beiden Jungen, was sie daraus
gelernt hätten. Der erste Junge antwortet: „Nie wieder einem alten Mann
zu glauben.“ Daraufhin muss er das Kloster verlassen. Der zweite Junge
antwortet: „Immer das Unerwartete erwarten.“
In meinen jungen Jahren hat mich diese Szene fasziniert und immens
beschäftigt. Ich konnte damals nicht verstehen, warum der erste Junge
das Kloster verlassen musste. Ich hätte genauso geantwortet, denn
Gutgläubigkeit ist in einer 'bösen Welt' nun mal riskant. Immer wieder
suchte ich den Rauswurf des Jungen zu verstehen, doch egal welche
Erklärungsmodelle ich auch anwendete, es erschien mir ungerecht. Die
Antwort des zweiten Jungen überraschte mich sehr, denn auf diese Art
hatte ich einen Betrug noch nie interpretiert. Ich witterte förmlich
'das Geheimnis' und so lies mich diese Antwort nicht mehr los. Genau so
wollte ich die Welt auch sehen können, mein Forscherdrang war geweckt.
Jahrzehnte und viele Erfahrungen später habe ich begriffen, warum der
erste Junge das Kloster verlassen musste: er hatte den Nie-Wieder-Virus
so stark in sich integriert, dass er viele Jahre, wenn nicht sogar
Leben brauchen wird, um sich von ihm zu befreien. Bis dahin wird er,
sich als Opfer anderer fühlend, den Frieden aller Menschen in seiner
Umgebung mit seinem Groll und weiteren Emotionen attackieren und
überhaupt nicht begreifen können, warum er mit seiner Tat (dem Angriff,
dem Zurückschlagen usw.) nicht 'im Recht' ist.
Ich will mit diesem Text Deine Aufmerksamkeit und Neugierde auf die
Wahlmöglichkeiten des Ausdruckes (= Lebensprogramme) wecken, denn alles
andere wirst Du auf Deine Art und in Deiner Zeit, genau wie ich, selbst
daraus kreieren...
Leben und Lieben
Brigitte CH'AN*KA*RII