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Das Loslassen

 

So viele Jahre übe ich das Loslassen, jetzt will ich meine bisherigen Erfahrungen und Gedanken darüber formulieren.

 

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Tja, eigentlich reicht es vollkommen, einfach loszulassen - oder nicht? Nun, in der Welt der Materie sieht es so einfach aus: halte ich einen Gegenstand in meiner Hand und lasse diesen los, so fällt er auf die Erde. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit! Die auf der Erde herrschende Schwerkraft beinflusst jedes Objekt und bewirkt die Bewegung. Ohne Schwerkraft müssten wir den Gegenstand umschließen, oder an uns binden, damit er bei uns bleibt. Genau so kannst Du Dir die energetische Sichtweise auf das Loszulassende vorstellen. Egal ob Mitmensch, Gefühl, Gedanke, oder Verhaltensweise - erst durch unser Festhalten binden wir diesen an unser System. Daraus folgert, dass unser Loslassen dann besonders schwer ist, wenn wir z.B. der Meinung sind, dass wir noch etwas vom Festgehaltenen brauchen/erwarten/wünschen und diese Meinung in unserem Unterbewusstsein ruht. 


Ausgehend von vielen falschen Vorstellungen über das, was wir sein sollten, wünschen wir manches loszulassen, ohne erkennen zu können, dass "dieses Etwas", ein wichtiger Teil für unseren Selbstausdruck ist. In einem solchen Fall wird das Loslassen zur Unmöglichkeit! Ein Beispiel zur Verdeutlichung: früher wollte ich alles was "falsch" an mir war loslassen. Es entsprach meiner damaligen Lebenserfahrung, vieles an mir zu finden, dem ich das Urteil "falsch" zuordnete. Jede Form von Egoismus, Stolz, Überheblichkeit, Zwangsbeglückung, Zwangsbestätigung, Druck, Stress und so vieles mehr dachte ich loslassen zu müssen, um meiner Wahl, die bedingungslose Liebe zu mir selbst zu leben, gerecht zu werden.


Wahres Loslassen gründet in der bedingungslosen Annahme dessen, was ich gerade lebe/ausdrücke, um mich selbst bewusst zu begreifen.


Wie Du jetzt bestimmt schon erkannt hast, ist das Loslassen ein sehr weit verzweigtes und verflochtenes Gebilde, welche viele Perspektiven bietet. Deshalb setze ich den Fokus dieses Textes auf das Loslassen der Selbstverurteilung.

Aus diesem Blickwinkel besteht wahres Loslassen darin, mir selbst mit all meinen von mir empfundenen Macken (Fehlern, Unvollkommenheiten, Blödheiten usw.) Raum zu geben, sie anzunehmen als Facetten (oder Ausdruck) meiner SELBST. Das bedeutet, dass ich jedes meiner Urteile über mich selbst (über mein Tun, mein Verhalten, meine Gedanken, meine Gefühle) loslasse! 

Ein guter Weg dies zu beginnen liegt darin, sich selbst einzugestehen, das vergessen zu haben, wer/was er/sie selbst ist. Stattdessen hat 'man' gelernt, was 'man' wann/wie zu tun, oder zu sagen hat - das 'er/sie' ist zu 'man' geworden! 

 

Um sich selbst daran erinnern zu können, wer er/sie selbst ist, gilt es nun jedes (erst mal) negative Urteil das er/sie über sich selbst gefällt hat und dessen er/sie sich jetzt bewusst geworden ist, auszugleichen. Dadurch wird es aufgehoben und der Mensch bereitet sich vor es loszulassen (siehe Botschaft Urteilen), damit beginnt sich die selbstauferlegte Grenze (Begrenzung/das darf ich nicht sein) aufzulösen. Die durch das Urteil geschlossene Tür zu dieser Facette des eigenen SELBST öffnet sich wieder.

 

Wie sich das anfühlt (äußert/auswirkt)? Je weniger ich mich verurteilen muß, desto mehr entwickle ich den Mut mich anzuschauen. So kann ich mein Tun, mein Fühlen, meine Gedanken immer öfter beobachten, ohne den Drang zu verspüren, mich zu bewerten und dadurch ändern zu müssen! Mit steigender Anerkennung meiner Selbst höre ich auf mich zu entkräften und die mir so fehlende Kraft im Außen zu suchen!

 

Je mehr/öfter/intensiver ich das umsetze, desto klarer kann ich sehen, was ich mit meinem Tun in mir bewirke. 


Früher habe ich Geschichten und Bespiele gelesen, die mich lehrten, dass z.B. jeder Groll den ich hege mich selbst verletzt. Damals fand ich diesen Gedanken neu, interessant, absurd und auf jeden Fall so wertvoll, dass ich ihn durch nachprüfen verstehen und begreifen wollte. Heute sehe ich diesen Gedanken aus so vielen Perspektiven, dass ich mich auch durch ihn zu motivieren vermag, mich endlich so lassen zu können, wie ich bin. Loslassen braucht Zeit! Ein zu frühes Loslassen wird wie eine Verletzung erfahren und sucht sich seinesgleichen erneut, um "zu heilen".

 

Welch riesiger Unterschied besteht doch darin, über einen Gedanken/eine Idee zu lesen und/oder sie selbst an sich zu erfahren ...

 

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Eine für mich wichtige Erkenntnis bei dem Anstreben des Loslassens ist das Vertrauen in meine Essenz. Damit meine ich das Urvertrauen zu mir selbst. Bevor ich "die Welt" nutzte, um es zu erschüttern und zu verschütten damit ich es vergessen konnte, empfand ich mich als "richtig". Wie immer bei "der Heilung" ist die Erinnerung an "das Gefühl" die Ursache/der Beginn für die Veränderung. Aus diesem Grund komme ich jetzt bei meinem Loslassen viel besser voran, weil ich mich an diese Zeit des Urvertrauens wieder erinnern kann, und dadurch das Gefühl von "ich bin richtig" in mir zu aktivieren vermag (d.h. ich kann mich dem wieder öffnen).

 

Damit hört der Zweifel auf, wird Geduld zur Selbstverständlichkeit und Gelassenheit ist geboren ...

 

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Das beglückende Erfahren des Loslassens stellt sich z.B. jedes mal ein, wenn ich einem Gegenüber begegne, auf ihn blicke, in seinem Verhalten mich selbst wieder erkennen und in mir dennoch (oder gerade deshalb) liebevolle Gefühle für ihn aufsteigen. Mehr noch - sofern ich mich traue, kann ich ihm mitteilen, wie wertvoll ihn seine Macke macht, was sie ihm und "der Welt" bringt! 

 

Durch das entwickelte Verständnis/Mitgefühl mir selbst gegenüber, kann ich jetzt also meinem Gegenüber auch seinen (von mir empfundenen) Macken Raum geben und sie als Facetten seines SELBST annehmen.

 

Anstatt wie früher gegen meine (von mir so verurteilten) Macken anzukämpfen, sie durch und mit Kontrolle/Disziplin aus meinem Verhalten auszumerzen, kann ich sie jetzt annehmen und sie zum Segen werden lassen.

 

Das kann dann auch mein Ego (mein kleines Menschlein, meine Persönlichkeitsstruktur usw.) wieder gut heißen, denn, sobald ich (mein Kopf)  ihren Nutzen/Sinn erkennen kann, ist es mir möglich diese zu ehren und mich um ihretwillen zu lieben.

 

Das Herz liebt. Das Herz allein kennt die bedingungslose Annahme! Meinem Herzen brauche ich weder einen Nutzen, noch einen Sinn nachzuweisen, damit es lieben kann. Das in dem Herzen wohnende, weis um die wundervolle Schönheit eines jeden Einzelnen und um das Wunder des EINSSEINs mit ALLEM.

 

Bis ich das authentisch leben kann, ist der jetzt beschriebene Weg der, den ich für mich gefunden habe, das Loslassen umzusetzen.

 

 

 

Herzlichst

Brigitte CH'AN*KA*RII