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Mein Weg von der Selbstkritik zur Bedingungslosigkeit

 

In diesem Text schaue ich auf meine gegangenen Schritte und zeige meinen bisherigen Weg zur Bedingungslosigkeit auf. 

 

Seit Jahren beschäftigt mich die Bedingungslosigkeit. Wie entsteht ein solcher Gemütszustand? Warum finde ich ihn so erstrebenswert? Ist es der Wunsch, dass es jemanden oder etwas gibt, der/das mich ohne wenn und aber lieben kann? Dem ich genau so recht bin, wie ich bin? Wer soll das sein? Warum habe ich das Bedürfnis bedingungslos geliebt zu werden?

 

Bis heute habe ich schon viel darüber erfahren, was Bedingungslosigkeit ist und wie ich sie erreichen kann. Es ist das Ja-Sagen zu jeder Situation, das Annehmen des Augenblicks ohne Urteil, oder Bewertung. Auf eine Person bezogen, ist sie das Bejahen von allen Gedanken, allem Gesagtem, allen Taten. Ein Ja-Sagen, ohne Vielleicht, auch ohne Zweifel. Zu Beginn erscheint diese Einstellung unmenschlich, sie widerspricht vordergründig allem, was Erziehung und Umwelt lehren ...

 

Mir sind nur die ‚Guten Worte’ in der Kombination mit der Bedingungslosigkeit begegnet, wie z.B. bedingungslose Hingabe, bedingungslose Liebe, bedingungsloses Annehmen, oder bedingungslose Freundschaft usw., denn mich zieht ‚das Positive’ magisch an. Werden diese Worte im Zusammenhang mit der Bedingungslosigkeit genannt, scheint ein Ideal geboren zu sein. Etwas, das dem Himmel, oder Gott gleich kommen könnte, weil mir dies auf der Erde so noch nicht begegnet ist. Geliebt zu werden, ohne eine Bedingung daran zu knüpfen – wie soll das gehen, woher die Erfahrungen bekommen in einer Welt, welche so oft Beweise für die Liebe fordert?

 

In meinen Vorstellungen bezüglich der Bedingungslosigkeit verband ich totale Entspannung und Freude, aber ich hatte nichts, dass dies im Vorfeld bewiesen hätte. Also versuchte ich dieses Ideal zu erreichen, indem ich mich praktisch damit auseinander setzte. Ich begann damit, meinen Mann auf diese Weise zu lieben. Das war ganz leicht, ich brauchte nur aufzuhören an ihm etwas auszusetzen. Aber, sobald ich Bedürfnisse hatte, hörte die Bedingungslosigkeit meiner Liebe sofort auf. Außerdem nagte die Forderung von ihm auch bedingungslos geliebt zu werden jedes mal an mir, wenn er etwas an mir auszusetzen hatte.

 

Von jemand anderem etwas zu erzwingen, oder sich seine Bedürfnisse zu verbieten ist keinesfalls die Lösung. Dies bringt einen schnell an den Rand des Erträglichen, ist also weit entfernt von Entspannung und Freude. Das konnte niemals mein Weg sein, denn in meiner Vergangenheit hatte dieser Weg nie zum gewünschten Ziel geführt. Also entschloss ich mich, wenn es mir schon nicht möglich war den Menschen der mir am nächsten stand bedingungslos Lieben zu können ohne das Gleiche von ihm zu fordern, bei mir selbst anzufangen. Niemand ist mir so nah, wie ich mir selber bin. Über niemanden habe ich solch eine Kontrolle, wie über mich selbst ...

 

Wo aber beginnen? Durch mein jahrzehntelanges Konzentrieren auf das Schlechte (Sünde, Falsches) in mir, um es zu entdecken, auszumerzen und mich so zu ‚verbessern’ (die Sünde zu meiden, alles Richtig zu machen), konnte ich erst mal gar nichts Liebenswertes in oder an mir finden. Außerdem barg das ‚Gute’ in mir zu sehen die Gefahr des Stolzes u.Ä. welches ja wieder ‚schlecht’ ist - welch ein Dilemma!

 

Mein Weg die bedingungslose Liebe für mich zu empfinden begann damit, dass ich erst mal grundsätzlich dazu bereit war, ein positives Bild meiner Selbst zu erschaffen, Liebenswertes an mir erkennen zu wollen, mich selbst anzunehmen, d.h. meine ‚Macken’ als Teil meiner Persönlichkeit zu sehen und zu lernen wie ich mich überhaupt lieben könnte.

 

Dabei halfen mir die liebevollen Botschaften von Kryon, Erzengel Michael und Saint Germain. Durch die beschriebene Liebe zu mir, gelang es eine Brücke zu meiner Selbstliebe zu bauen (z.B. durch Sätze wie „Du wirst unendlich geliebt“). Liebevolle Sätze meiner Mitmenschen konnte ich nicht annehmen, denn ich wusste, es würde nicht lange dauern und schon hätten die gleichen Menschen etwas an mir auszusetzen. Da dies genau meinen gewohnten, selbstkritischen Gedanken entsprach, traf mich Kritik von Außen stets besonders hart.

 

In meiner Erinnerung gibt es viele entscheidende Augenblicke, in denen ich bewusst wählen musste, ob ich meinen Zweifeln, oder meiner Hoffnung glauben wollte. Ein großer Fortschritt bestand in meiner Entscheidung, mir selbst wieder glauben zu schenken. Dies war ein logisch durchdachter Schritt, denn ich hatte erkannt, dass es nichts im Außen gab, was meinen peniblen Prüfungen wirklich standhalten konnte. Sobald ich tief genug ‚gegraben’ hatte, zeigten sich Widersprüchlichkeiten, die mich Manipulation wittern ließen.

 

Mir selbst zu glauben war deshalb schwierig, weil ich mir am meisten misstraute. Warum? Weil ich in meiner christlichen Vergangenheit sehr oft dachte ein guter Christ zu sein (schließlich kannte und befolgte ich alle Regeln), bis mir irgendjemand aufzeigte, wie sehr ich mich irrte. Ihm erzählte ich, dass es mir an diesem Tag gelungen war ganz ohne Sünde zu leben. Tja, er meinte allein dieser Satz beinhalte Hochmut und Stolz - welche bekanntermaßen Sünde seien. Das fatale war, ich hatte das bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bemerkt – wie sollte ich mir also selbst trauen, wenn es ‚Schlechtes’ in mir gab, das ich selbst nicht erkennen konnte? Das war ein gewaltiger Schock für mich und so setzte sich der Urstein meines Misstrauens tief in mir fest und ich war von Stund an bereit, jedem Menschen grundsätzlich mehr zu glauben, als mir selbst ...

 

Das lief dann meist so in mir ab:

Ø     jemand sagt zu mir z.B. „du bist arrogant“

Ø     ich selbst hätte damals ein solches Verhalten von mir niemals geduldet

Ø     deshalb würde ich erst mal abstreiten arrogant zu sein

Ø     später hätte ich darüber nachgedacht

Ø     die Möglichkeit eingeräumt (hier ist mein Urstein!), dass es stimmen könnte

Ø     währe mit einer Lupe in mir auf die Suche gegangen

Ø     und hätte tatsächlich ‚etwas’ in mir entdeckt, das dem Arrogant sein entsprechen könnte

Ø     dann hätte ich mich dafür geschämt und bestraft

Ø     währe sehr konsequent auf die Suche nach meiner Arroganz gegangen

Ø     und hätte jegliche Form der Arroganz in mir ausgemerzt

 

Aus diesem Teufelskreis auszubrechen gelang mir nur deshalb, weil ich mit aller Macht daran glauben wollte, das mein Gott mich bedingungslos liebte. Ich verstand zwar nicht warum er das tun sollte, aber zum Glück sagt jeder, dass ein Mensch Gottes Wege niemals kennen würde. Die Tatsache, das niemand den ich auf dieser Welt kannte, in der Lage war mich bedingungslos zu Lieben, machte meinen Gott für mich zum Gott – er war anders als die Menschen ...

 

Durch diesen Glauben gelang mir ein weiterer Durchbruch: die Abschaffung all meiner Gottesbilder! Dem gütigen allmächtigen Vater, dem rachsüchtigen Gott, den strafenden Gott, dem nachtragenden Gott (Sündenliste u.Ä.), dem kleinkarierten Gott dem nichts von dem entgeht, was ich so anstelle usw. – ich begann Gott neutral zu sehen, befreit von allen vom Menschen erschaffenen Bildern und begann dadurch meine Angst vor der Hölle zu verlieren. Später kam die Sichtweise der Göttin hinzu und letztendlich war und ist 'Gott' für mich androgyn.

 

Mit der Aufgabe der alten Gottesbilder konnte ich beginnen den gottbedingten Anteil meiner Urteile und Bewertungen zu hinterfragen, denn sie hatten keine Existenzberechtigung mehr. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich bereit war einmal bewusst und mit Vorsatz zu lügen. Das fühlte sich an, wie mein persönlicher Weltuntergang, obwohl es nach ‚weltlichen’ Regeln noch nicht mal eine vollwertige Lüge war. Zu allem Übel lief ich knallrot an und mir war klar, dass ein gutes Stück Arbeit auf mich wartete, bis ich wirklich meine alten Gottesbilder und die daraus resultierenden Ängste vor Strafe, losgelassen haben würde ...

 

Viele helfende Hände in Form von Texten, Büchern, Orakeln und Filme umgaben mich, aber wirklich geglaubt habe ich nur meinen Erlebnissen und meinen Gefühlen. Das kannst Du nur dann nachvollziehen, wenn Du die Seelenqualen kennst, die sich ‚Angst vor dem Teufel’ nennt ...

 

Jetzt in meiner Rückschau ist es für mich ein Wunder, dass ich aus meinem dogmatischen christlichen Glaubensverständnis herausgefunden habe. Ich kann mir das nur so erklären, dass dies das Ergebnis meiner Ausrichtung auf die bedingungslose Liebe ist, denn mit ihr habe ich alle gefundenen Antworten jedes Mal überprüft.

 

Nachdem mein Zug mühsam ins Rollen gekommen war, wurde es etwas leichter für mich. Ein weiterer Fortschritt stellt in meiner Erinnerung die bewusste Entscheidung den leichten Weg zu wählen dar. Als Kind lernte ich durch ein Schaubild, dass ein Weg voller Schwere, Mühe und Last direkt in den Himmel führen würde und dort die Belohnung auf Einen warte. Der leichte Weg war gekennzeichnet durch eine breite abschüssige Straße mit vielen Leckereien unterschiedlichster Art und man sah die Leute auf die Hölle zu marschieren ...

 

Die Entscheidung den leichten Weg zu wählen traf ich, weil mir durch eine Rückschau auf mein bisheriges Leben die Erkenntnis kam, dass die erlebten Höllenqualen meiner Selbstkritik in direktem Zusammenhang mit meiner Wahl des schweren Weges stand. Mein neues Gottesbild erzählte eine ganz andere Geschichte, also musste mein Weg auch ein ganz anderer sein – logisch oder? Außerdem machte ich mit mir selbst ab, dass ich jederzeit auf meinen alten Weg umkehren könnte, sollte der neue Weg sich als Irrtum herausstellen. Nach dieser Entscheidung hatte ich endlich wieder ein brauchbares Bewertungsschema: fiel mir etwas schwer, musste es überprüft werden! Im Nachhinein entdecke ich darin viel Weisheit, denn damals währe ich ohne Bewertungssystem gar nicht lebensfähig gewesen – ich brauchte noch diese Form der Orientierung!

 

Mit der Zeit begriff ich viele Zusammenhänge zwischen der bedingungslosen Liebe und der Freiheit, der Selbstlosigkeit, der Lebensfreude, der Gelassenheit usw. – alles das, was mir mein Wohlbehagen zu erschaffen half.

 

Auch das war ein großer Schritt – damit aufzuhören das Leben als Qual zu empfinden und selbst dafür zu sorgen, dass ich mich wohl fühlte. Erst als ich die in mir ablaufenden Verhaltensmuster zu erkennen begann, konnte ich aufhören mich ständig zu bestrafen. Hätte mir davor jemand gesagt, dass ich mich selbst bestrafe, hätte ich ihn als Spinner eingestuft! Ich habe dies niemals(?) bewusst getan. Aus diesem Grund rufe ich auch stets die mich umgebenden Menschen dazu auf, sich selbst kennen zu lernen. Ebenso ist es mir ein Bedürfnis zu vermitteln, dass jeder Mensch einen Grund für sein Handeln hat – immer!

 

Mir hat die Erkenntnis, dass ich immer einen Grund für mein Handeln habe, damals sehr dabei geholfen mich mehr und mehr anzunehmen wie ich bin. Natürlich haben auch die wunderlichen Erlebnisse ihren Anteil gehabt – ohne Veränderung meiner Erlebniswelt hätte ich wohl kaum solch einen festen Glauben an die bedingungslose Liebe entwickelt ...

 

Aus dieser Liebe heraus gibt es nur einen Lebenssinn und das ist das Leben selbst. Das sich ausdrücken, sich erfahren und ausprobieren, ohne Verbote, oder sonstige Begrenzungen, mit der bedingungslosen Annahme des Augenblicks und dem Wissen, dass alles Erlebte der eigenen Entwicklung dient. Wie das gemeint ist, kann nur der Mensch begreifen, dem die Bedingungslosigkeit real begegnet ist, bis dahin hat jeder Mensch seine eigenen Vorstellungen und Fragen.

 

Meine erste Begegnung mit der Bedingungslosigkeit fand in meinem Bett statt. Damals war das Begreifen der Engelwelt (was ist ein Engel, wozu Hierarchien, woher kommen sie, warum interessieren sie sich für den Menschen usw.) mein Thema. Während ich also entspannt in meinem Bett lag und darüber nachdachte, welche Bedeutung es haben könnte, dass die Engel stets um mich herum sind, bahnte sich ein gewaltiger Furz seinen Weg nach draußen. Mann, war mir das peinlich! In diesem Augenblick empfand ich die Allgegenwart der Engel wie Voyeurismus! Die Vorstellungen von peinlichen Situationen in ihrer Anwesenheit quälten mich und mich übermannte die Hoffnungslosigkeit, jemals ‚gut’ vor den Engeln da zu stehen ...   

 

Aus dieser Verzweiflung heraus, fragte ich mich, wie sie es dennoch schafften mich lieben und ehren zu können. Die in mir aufsteigende Antwort war so banal wie einfach: die von mir als peinlich empfundenen Situationen sind ihnen egal! Mehr noch – dadurch dass Engel in vollkommener Freiheit schwingen, sind ihnen alle Begrenzungen völlig fremd! Nur die Ge- oder Verbote in mir erschaffen die Gefühle von Peinlichkeit. Entferne ich das Verbot, bleibt Natürlichkeit/Normalität bestehen. Ich stellte mir also die schlimmsten Peinlichkeiten vor, entdeckte ihre Ge- und Verbote und so gelang es mir nachzuvollziehen, dass ich vor meinen mich umgebenden Engeln weder Scham, noch Schuldgefühle haben brauchte – ich wurde bedingungslos von ihnen geliebt ...

 

Mit dem Nachlassen meiner Selbstverurteilung traute ich mich mehr und mehr zu mir und meinen Bedürfnissen zu stehen und entdeckte dabei die Freude und Leichtigkeit des Seins. Trotzdem – niemals mehr an mir selbst etwas auszusetzen zu haben? Ohne jeglichen Zweifel, jede Reaktion, oder Aktion von mir annehmen? Auch das Nichtstun? Es ist ein weiter Weg dahin. Zum Glück ist es möglich diesen Weg schrittweise zu gehen!

 

Auch heute arbeite ich noch viele hartnäckige Altlasten auf; darunter verstehe ich Gefühle, oder Situationen, die meine Lebensfreude dämpfen können. Aber, inzwischen kann ich dies mit Sanftheit und Mitgefühl tun, ohne Hast oder Druck und mich trotz allem schon ehren und lieben. Unter solchen Bedingungen ist die Frage wie lange es dauern mag, bis ich von meiner Selbstkritik ‚geheilt’ bin, nebensächlich geworden. Seit ich dem Weg der bedingungslosen Liebe folge, geht es mir von Tag zu Tag besser. Obwohl ich noch viele Ängste erlebe, haben sie im Vergleich zu früher viel weniger Macht über mich. 

 

Heute kann ich voller Überzeugung behaupten: aus der Perspektive von Bedingungslosigkeit heraus, ist es der größte Quatsch an sich etwas verändern zu wollen! Worte wie Karma, Blockaden, Sünden, oder Ähnliches, beschreiben die unterschiedlichen Weigerungsarten eines Menschen sich so anzunehmen, zu lieben und zu ehren, wie er ist.

 

In dieser Ablehnungshaltung werden Kategorien, Regeln, Gesetze, Schubladen  u.Ä. gebraucht, sie dienen als Grundlage zur Bestrafung. Im Sinne des Geistigen Wachstums, oder der Liebe hat Strafe keinerlei Bedeutung! Hier gilt das Belohnungsprinzip: je mehr Vertrauen ich in mich selbst setze, desto mehr Liebe zu mir kann wachsen. Aus dieser Liebe zu mir erwächst meine veränderte Sichtweise auf mich und die Welt wie von selbst ...

 

Das Schönste an meinem für mich gefundenen Weg empfinde ich, dass niemand außer mir davon direkt betroffen ist; d.h. niemals laufe ich Gefahr, jemanden gegen seinen Willen zu verändern – trotzdem ändert sich meine Welt, sowohl meine Sichtweise auf sie, als auch mein Erleben in und mit ihr. Für manchen meiner Mitmenschen bedeutet eine Begegnung mit mir, auch eine Veränderung seiner selbst ...

 

Herzlichst

Brigitte